Eine Festnahme wegen eines Regenschirms?

Erneut teilen wir einen Repressionsfall aus Rosenheim, dieses Mal vom 15. Januar 2022 – von einer Demonstration gegen das Rosenheimer AfD-Büro. Unsere Genoss*innen von „noROpression“ schreiben:

Was erstmal wie ein schlechter Witz klingt, wurde für einen 18-jährigen Antifaschisten vergangenen Samstag zur Realität. Doch wie kam es dazu?

 

Am 15.01 beteiligten sich etwa 250 Antifaschist*innen an der Demonstration des „Offenen Antifa Plenums Rosenheim“ gegen das Büro der AfD in der Rosenheimer Erlenau. Während sich die Polizei den Großteil der Demonstration (bis auf das augenscheinlich widerrechtliche Abfilmen vor dem Büro der Rassist*innen) im Hintergrund hielt, sorgten die Rosenheimer Cops trotz des friedlichen Verlaufs noch für ein unrühmliches Ende des Tages. Während der Abschlusskundgebung am Ludwigsplatz wurden Antifaschist*innen ohne ersichtlichen Grund von Zivilbeamt*innen kontrolliert und einer von ihnen brutal in einen der Polizeiwägen gezerrt. Daraufhin solidarisierte sich ein Großteil der Demonstrierenden mit dem Festgenommenen und zog als eine Spontandemonstration durch Rosenheim zur Polizeiwache. Ein ebenfalls anwesender Anwalt filmte, wie Polizeibeamt*innen – einige auch ohne Maske, dafür zum Teil mit Teleskopschlagstöcken auf Demonstrierende losgingen. Die Rosenheimer Polizei hatte scheinbar ein Problem mit der Existenz dieser Bilder und beschlagnahmte sein Handy unter fadenscheinigen Gründen.

Dem auf die Wache gebrachten Genossen wurde Vermummung vorgeworfen-  er soll einen Regenschirm gehalten haben. Angekommen auf der Wache musste er zudem eine erkennungsdienstliche Behandlung über sich ergehen lassen. Scheinbar wenig angetan von den vielen solidarischen Antifaschist*innen vor der Dienststelle der Rosenheimer Polizei, wurde unserem Genossen gesagt, er müsse in Gewahrsam bleiben solange die Protestierenden vor der Dienststelle seien – ansonsten würde es sich sonst ja um so etwas wie eine Gefangenenbefreiung handeln. Während draußen eilig Verstärkung herbeigekarrt wurde, wurde der junge Antifaschist bis auf die Unterwäsche entkleidet in eine der ungeheizten Zellen in den Keller gesperrt. Wohlgemerkt: all das wegen eines Regenschirms!

Als sich die Versammlung vor dem Polizeipräsidium aufgelöst hatte, wurde unser Genosse nach mehreren Stunden in Gewahrsam gegen 20 Uhr wieder freigelassen.

Wir sind entsetzt über dieses Vorgehen der Rosenheimer Polizei und finden eine derartige Einschüchterung und anlasslose Kriminalisierung von jungen Antifaschist*innen skandalös!

Unsere Solidarität gilt allen von Repression Betroffenen!
Solltet ihr aufgrund der Demonstration gegen das AfD-Büro noch Post von den Repressionsbehörden bekommen, meldet euch gerne bei uns!

Falls ihr antifaschistischen Aktivismus im bayerischen Hinterland unterstützen möchtet könnt ihr hier spenden,um anfallende Repressionskosten zu decken:

Rote Hilfe e.V. OG München
IBAN: DE61430609674007238306
BIC: GEN0DEM1GLS
Verwendungszweck: noROpression

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